Martinsbote
Liebe Leserinnen und Leser,
in den Wochen nach Ostern wird in vielen Kirchen Konfirmation gefeiert, auch bei uns in der Martinskirche. Und immer wieder wird von den älteren Gemeindegliedern gefragt, ob die Konfirmanden auch genug auswendig lernen. Sie selbst hätten viel auswendig lernen müssen. Jetzt fragen sogar die Konfirmanden selbst.
In der Woche vor dem Vorstellungsgottesdienst wiederholen wir, was im Konfirmandenunterricht behandelt wurde. Früher nannte man das, Prüfung.
„Was muss ich alles auswendig lernen, um konfirmiert zu werden?“, fragt mich eine Konfirmandin ein paar Wochen vor der Konfirmation. „Ich muss wissen, wie viel Zeit ich zum Auswendiglernen noch einplanen muss.“
Die Frage überrascht mich nicht. Die Zeit vor der Konfirmation ist knapp: Die Kleidung muss ausgesucht, die Einladungskarten entworfen, das Festessen muss besprochen werden. Und dann ist da ja auch noch Schule. Alles muss rechtzeitig geplant werden, offenbar auch das Auswendiglernen.
Mir ist weniger das Auswendiglernen wichtig, sondern dass die Jugendlichen verstehen, was in den wichtigsten Texten des christlichen Glaubens steht.
„Und wie viele Bibelverse muss ich aufsagen können, damit ich in den Himmel komme?“, fragt sie weiter. Diese Frage überrascht mich dann doch.
Ich stelle mir Petrus vor, wie er da am Himmelstor steht. Und jedem, der weniger als hundert Bibelsprüche kann, sagt er: „Du kommst hier nicht rein!“
Ich antworte: Gott prüft nicht dein Bibelwissen. Und mit auswendig gelernten Versen kannst du dir auch keine Pluspunkte im Himmel erarbeiten. Gott will nur, dass du ihm vertraust, ihm glaubst und weißt, dass er immer für dich und alle Menschen da ist.
Mit diesem Glauben und mit dieser Gewissheit gestalten Sie Ihr Leben.
Ihr Pfarrer Armin Wehrmann